Geschwisterrivalität ist ganz normal, aber auch ganz schön stressig

Wenn ein Geschwisterkind geboren wird ist das für das ältere Geschwisterkind eine anstrengende, stressige Zeit. Nichts ist mehr wie es war. Das erstgeborene Kind wird quasi von seinem Thron geschubst und landet in einer Krise. Auf einmal widmen die Eltern einen großen Teil ihrer Zeit einem anderen Kind und man selbst steht nicht mehr im Mittelpunkt. Das ältere Kind kämpft um einen Platz im Herzen der Eltern., deshalb ist es wütend, verhält sich wenig sozial, ist anhänglich oder zieht sich traurig zurück.
Das Leibniz Institut für Primatenforschung in Göttingen (DPZ) hat in einer Studie mit Bonobo-Affen herausgefunden, dass die Geburt eines zweiten Jungtieres bei den älteren Geschwistern den Anstieg des Stresshormons Kortisol um das Fünffache und eine verminderte Immunabwehr zur Folge hatte. Diese Veränderungen waren noch sieben Monate nach der Geburt nachweisbar.
Geschwister zu haben ist toll! Die älteren Geschwisterkinder brauchen allerdings Zeit und eine liebevolle Begleitung, um sich an die neue Familienkonstellation zu gewöhnen.
Kinder, die bereits im Kleinkindalter lernen, mal zu warten und ihre Wünsche aufzuschieben können ihre Emotionen später besser regulieren und entwickeln eine höhere Stressresistenz.
Damit sich ältere Kinder nicht außen vorgelassen fühlen, sondern spüren, dass sie wichtig sind und gebraucht werden, hilft es, sie aktiv mit einzubeziehen. Lasst die großen Geschwister beim Wickeln oder Baby baden helfen. Das stärkt die Fürsorge und gleichzeitig das Selbstbewusstsein.
Nehmt euch immer wieder ganz bewusst Zeit für das ältere Kind, kuschelt viel und macht etwas zusammen, dass ihm besonders viel Spaß macht.
Schaut mit ihnen eigene Babybilder an und erzählt Geschichten von der Zeit als sie selber klein waren.
Das ältere Kind braucht die Sicherheit, dass es noch genauso geliebt wird wie vorher. Rituale helfen dabei.

Meike Kollmeyer